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Zeus

Der verzweifelte Versuch, der Welt eine - meine - Sicht der Dinge aufzuzwingen.

30.9.05

(M)eine Hand

28.9.05

«Kunst» - oder so ähnlich

Das Leben in einem Studio ohne TV, Computer und Musik ist ganz schoen eintoenig, wenn man sich nicht vernuenftig zu beschaeftigen weiss. Inbesondere wenn man dabei, wie ich bis diesen Sonntag abend, nicht ueber warmes Wasser verfuegt...

Schon von Anfang an habe ich mich deshalb abends oefters der Lektuere hingegeben ("Kopenhagen", von Michael Frayn). Gewisse Leser werden ihre Mitschuld an dieser Lektuere nicht abstreiten koennen. Falls noetig erinnere ich hiermit offiziell an einen gewissen Besuch im Stadttheater vor gaaaanz langer Zeit. Klick?

Spaeter kam dann ein Werk von Dan Brown - ein bisschen populaerer und trivialer im Inhalt, dafuer umso umfangreicher. Gleich ist auch dieser "Schunken" bewaeltigt und die Planung einer Alternative draengte sich jaeh auf. Angeregt durch gewisse Diskussionen u.ä. dieses Wochenende, habe ich kurzerhand beschlossen, mich auch wieder anderen Kuensten hinzugeben. Naja, wenns nicht Talent ist, so wirds auf die Dauer eben zum Handwerk... (wer weiss?)

Jedenfalls bin ich seit Montag stolzer Besitzer eines neuen Skizzenblocks (weil ich es logischerweise verschlampt habe den alten aus Bern mitzunehmen) und eines kleinen Sets Graphitstifte (der Begriff Bleistift waere zwar genauso "korrekt", toent aber nicht so gut). Bref, ich habe wieder zu skizzieren angefangen. Die Reproduktion dieser Meisterwerke ist zwar nicht ganz so einfach, doch findet sich unten ein erster Einblick in die wahre Groesse meines Genies... (der Schunken von Dan Brown heisst "Da Vinci Code" [auf franz.] und die Parallelen resp. Vorbilder zum Namensgeber sind natuerlich nicht von der Hand zu weisen.)

OK. Bei allem Respekt meines Koennens - soo toll ist es nun wirklich nicht. Aber trotzdem eine kleine Handyaufnahme des Originals (eine gefaltete Leinen-Serviette-Tischdecke) und ihrer "Kopie".

Heute hol ich mir noch schwarze, weisse und Sepiakreide... mal sehen was das so gibt.

A propos weiss und schwarz - wer kennt die wahre Geschichte der Schokolade?


BBB

BBB - Brüssel Berlin Bern.

Drei Städte die im Moment die Eckpunkte der Triangulation meines Daseins beschreiben.

Tatsächlich war ich vorletztes Wochenende in Brüssel unterwegs. Ich wollte mir ein bisschen die Stadt anschauen und Shoppen gehen. Und dieses Wochenende nun verbrachte ich in Dresden und schaute kurz in Berlin vorbei. In 10 Tagen komme ich danach wieder kurz in Bern vorbei. Doch eins nach dem andern.

Bruessel von LLN aus zu erreichen erscheint auf den ersten Blick gar nicht schwer. Ein Zug faehrt von Louvain aus ueber Ottignies die paar Kilometer in noerdlicher Richtung direkt nach Bruessel rein. Das Ticket (am Wochenende zumindest) kostet hin und zurueck lediglich 4.80 EUR, das ist gemessen an der Reisedauer (je gut eine Stunde) ziemlich laecherlich. Quizzfrage: wie lange (und weit) kann man in der Schweiz fuer diesen Preis Zugfahren? (nota bene ohne irgendwelche Rabattabonnemente oder so...)

Die Ankunft in Bruessel stellt sich beim Einfahren dann aber doch schon etwas schwieriger heraus. Die Stadt hat unmoeglich viele Bahnhoefe.

Der erste ist Bruxelles-Luxembourg. Naja, nicht anders als Bern-Ausserholligen (Der Zug kommt aus der Richtung der Bahnlinie Luxembourg-Arlon-Bruessel. Anm. d. Red.).

Danach Bruxelles-Schuman. Neuer Bahnhof, alles glaenzt, aber kein Mensch steigt aus. Das kann's nicht sein (Es hat sich spaeter herausgestellt, dass hier die EU zuhause ist. Anm. d. Red.). Also geht die Fahrt ein bisschen weiter.

Bruxelles-Nord. Panik macht sich breit. Doch schon den richtigen Bahnhof verpasst?! «Ce train continue à destination de Bruxelles-Midi» Ah! Doch noch nicht jede Hoffnung verloren!

Bruxelles-Central. Ein etwas aelterer Bahnhof, erinnert ansatzweise an eine U-Bahnstation von Paris - oder diejenige aus einem Ego-Shooter (Soldier of Fortune...). Der Zug beginnt sich nachhaltig zu leeren - vielleicht ist das auch der Ort an dem ICH aussteigen sollte? Gesagt getan.

Nach wenigen Metern stehe ich am Fuss einer schmalen Treppe die ziemlich steil nach oben fuehrt. Da mir nichts anderes uebrig bleibt, gehe ich die paar Stufen hoch - und finde mich ploetzlich in einer grossen altehrwuerdigen Bahnhofshalle wieder (jedenfalls im Vergleich zu Bern hat diese Halle Stil!). Also doch richtig gelandet. Uff! Mit dem Hemdsaermel wische ich mir die Schweissperle von der Stirn :-)

Sobald ich aus der Halle ans Licht hinaustrete wird mir sofort klar, dass es wohl nicht die beste Art ist, sich ohne Stadtplan in Bruessel fortzubewegen. Da ich partout nirgends einen Informationsschalter finden kann, begnuege ich mich mit einem Blick auf den naheliegenden Stadtplan an einer Plakatwand. «Vous êtes ici» steht ueber einem kleinen roten Kreis mitten auf der Weltformat-Karte. Ok. Zumindest am richtigen Ort gelandet.

Das Stadtzentrum Bruessels wird von einer Boulevard-aehnlichen Ringstrasse begrenzt, die von verschiedenen "Toren" durchsetzt ist; in alle grossen Richtungen fuehren davon breite Strassen weg, die der entsprechenden "Porte" ihren Namen geben (Porte de Namur, Porte de Luise, etc...). Die historischen Gebaeude befinden sich fast allesamt innerhalb dieses Kreises. Ich mache mich also auf den Weg.

In oestlicher Richtung meiner Nase folgend erreiche ich bald die Parlamentsgebaeude (es gibt deren mehrere, ein flaemisches und ein franzoesisches z.B. fuer die "Communautés" sowie fuer die verschiedenen Regionen, vgl. Geschichte) und die koeniglichen Anlagen. Bald erreiche ich auch schon den grossen Park mit Wasserspiel und Allee. (Bilder folgen). Leider schlaegt hier das Wetter um und der Himmel verdunkelt sich zunehmends; Tropfen fallen.

Ein paar Schritte weiter, am suedlichen Ausgang des laenglich angelegten Parkes angelangt, erblicke ich den Koenigspalast. Eigentlich hatte ich das zwar an diesem Tag noch nicht im Sinn, aber die Aufschrift «Ouvert jusqu'au 18 Septembre» verleitet mich dazu, doch schon den Palast zu besichtigen. Eintritt frei, doch muessen Gepaeck und Kamera an der Garderobe abgegeben werden. Die haben die Rechnung aber nicht mit meinem Handy gemacht. Dummerweise ist die Qualitaet der "heimlich" geschossenen Bilder grauenhaft...

Ein Zimmer hat mich besonders beeindruckt. Der Salon des Glaces (Spiegelsaal) wurde 2002 das Objekt des Kuenstlers Jan Fabre. Er kleidete die Decke und einen der Kronleuchter mit unzaehligen Scarabaeus-Panzern aus. Das verleiht dem Raum eine magische smaragd-schimmernde Erscheinung. Leider keine guten Bilder auf der Seite.

Wieder draussen ueberquere ich etwas spaeter einen grossen und hellen Platz, der von weissen imposanten Steingebaeuden umgeben ist. Dazu zaehlt neben dem Musée des Beaux Arts auch das Schiedsgericht. Letzteres ist fortwaehrend damit beschaeftigt, im Kompetenzgerangel zwischen den verschiedenen Parlamenten und Regierungen (Regionen und Communautés) fuer Klarheit zu sorgen. Typisch belgisch.

Bald darauf breche ich meinen touristischen Stadtrundgang ab, um mein zweites Ziel zu erfuellen: Shopping. Tatsaechlich benoetige ich fuer die Einrichtung meines bescheidenen zuhauses noch dringendst ein paar Gegenstaende (Kuechenmesser, Badzimmerteppich, Wischer, Duschschlauch und -Brause, Kerzen, Bettanzug, ...). Ich flaniere also der grossen "Einkaufstrasse" Bruessels (Louise, Toison d'Or) mit all seinen Boutiquen mit grossen Namen entlang und kann einfach nicht begreifen, dass all das, was ich suche und doch so dringend benoetige bei Gucci, Dolce & Gabbana, Ulla Poppken, Armani etc. einfach nicht zu haben ist. Stunden spaeter und kilometerweit vom Zentrum entfernt finde ich einen Brico, so etwas wie ein Baumarkt, und kann zumindest einen Teil meiner Beduerfnisse decken. Mit dem ganzen Zeugs beladen mache ich mich auf den Rueckweg und finde schliesslich in einer Nebengasse auch noch diverse andere passende Laeden...

Den Central-Bahnhof habe ich dann aber wieder problemlos gefunden. Um von der Innenstadt aber noch mehr zu sehen, werde ich sicher ein zweites mal da rein fahren (muessen). Affaire à suivre.



Von Dresden moechte ich eigentlich gar nicht soviel erzaehlen. Nur dass ich Donnerstag abend Richtung Berlin abgeflogen bin und von dort aus mit dem Zug in fast 2 Stunden besagte Stadt erreicht habe. Freudiges Wiedersehen.

Am naechsten Tag Stadtrundgang (mit Ausblick vom Hausmannsturm ueber die historische Innenstadt). Am Abend ein "Ausflug" in die Heide mit dem Fahrrad, an eine sogenannte Party (total im Niemandsland... illegal). Abenteurliches wieder nach draussen-(zurueck-zur-Strasse)-finden irgendwann nach Mitternacht. Buäääh!!

Samstag Brunch in der Neustadt (mmh lecker!), anschliessend Radfahrt an den Stadtrand. Pappel. Abendessen. Sonntag mit dem Zug zurueck nach Berlin. Abendessen, Abschied, Flug zurueck nach Bruessel. Das Taxi nach Louvain (nach Mitternacht faehrt da kein Zug mehr hin) hat mich ruiniert! Einschlafen mit der Gewissheit, dass ich schon bald wieder nach Dresden fahre.

Okay, das toent langweiliger als es war. Aber erstens taeuscht das und zweitens will ich ja auch nicht alles verraten...



Tja. Und dass ich anfangs Oktober schon wieder nach Bern fahre, entnimmt man anderen, franzoesischen Quellen. Damit kann ich nun endlich wieder an meinem Projekt weiterarbeiten.

Besten Dank fuer die Aufmerksamkeit, à tantôt...

16.9.05

Louvain-la-Neuve (1)

Beginnen wir doch gleich einmal mit etwas Geschichte.

Vorab: Belgien kennt 3 Landessprachen. Französisch im süden, holländisch im norden und ein wenig deutsch im osten. Frankophone (Wallonen) und Flamen (niederl.) können sich nicht ausstehen.

Irgendwann im 15 Jahrhundert (exakt 1425) wurde die Universität in Leuven (Louvain) im flämischen Teil Belgiens, etwa 30km östlich von Brüssel gegründet. 1970 spitzten sich die sprachlichen konflikte derart zu, dass die wallonen von ihren flämischen kollegen aus der Uni ausgeschlossen wurden. Kurz darauf begann rund 30km weiter südlich (also südöstlich von brüssel) bei Ottignies im Wallonischen Landesteil, damals ein kleiner Bauernweiler, der Bau einer neuen universitätsstadt, Louvain-la-Neuve.

Die Stadt beherbergt heute rund 28000 Einwohner. Die Université catholique de Louvain hat etwa 22000 Studenten, die bevölkerung ist daher klar studentisch.

Das Stadtbild ist geprägt von einer sehr einheitlichen (vorgeschriebenen) Bauweise. Backsteinbauten aus rot-braun-gelbem Material bilden das Schwergewicht. Die Gebäude sind sehr schlicht gehalten.

Im Stadtzentrum, rund um den Bahnhof und das daneben entstehende neue einkaufszentrum, findet man viele Imbissbuden (Frites), Restaurants, Bars und kleine Läden aller Art (Kleider, Copyshop, Bücher, Pflanzen, Informatik, Optiker, Fotografen, Banken, Versicherungen, Comics, ...). Das Zentrum ist entsprechend ganztags belebt. Die zum Teil schmalen und verwinkelten Gassen geben überall wieder den Blick frei auf grosse, offene Plätze (Agora, Grand Place, Place de l'université, ...) wo sich die Menschen versammeln.

Die ganze Stadt ist ausgiebig begrünt, man findet gleich im Anschluss ans Zentrum Parks und Waldstücke, weiter südlich liegt ein kleiner See mit Rundgang. Das gesamte Kernstück ist autofrei, die Strasse verläuft hier weitestgehend unterirdisch. Diese Strassenführung verleiht dem Städtchen Grossstadt-Flair und macht dem kleinen Schweizer auch schon mal ein bisschen Angst (oder nennen wirs Respekt).

Ans Zentrum anschliessend liegt die mehrheit der akademischen Gebäude. Die Fakultäten sind auf grosser Fläche verteilt, hie und da durchzogen von den Studentenwohnheimen der UCL. Weiter draussen, im wieder offen befahrbaren Teil der Stadt liegen die Wohnhäuser von Privaten (zumeist Ein- und Mehrfamilienhäuser).

Mein Studio - in Belgien nennt man Studios und Studentenzimmer allgemein "Kot" - liegt in einem solchen ruhigeren Aussenquartier am westlichen Rand der Stadt. Logischerweise ist meine Fakultät am gegenüberliegenden östlichen Rand angesiedelt - das gibt mir jeden Tag die Möglichkeit das Zentrum zu durchqueren und meine täglichen Beschaffungen zu tätigen.

Das Studio ist in einem Mehrfamilien-Reihenhaus gelegen. Die Häuser sind aber alle ausschliesslich mit Kots belegt. Zum Teil wohnen hier die Studenten zu 8 in einer Wohnung. Mein Kot ist über ein gemeinsames Treppenhaus zu erreichen. Es erstreckt sich über den zweiten und dritten stock.

Im unteren Teil liegt zuerst das Bad. Geht man den Gang in südlicher Richtung gelangt man direkt ins Wohn/Ess/Kochzimmer. Der Boden ist durchwegs mit einem Parkett-Laminat ausgelegt. Die Wände sind Mangofarben gestrichen, Türen, Fenster und Rahmen sind in einem Pfirsichrot gehalten (wie auch immer das in des Lesers Vorstellung jetzt aussehen mag). Die Kochnische gibt Platz für ausreichend viele Schränke, Spühlbecken, Glaskeramikherd, freistehendem Backofen/Mikrowellengerät, Kühlschrank und Geschirrspühlmaschine (Yes!).

Im Salon befindet sich ein älterer rechteckiger Holztisch an der Gangwand sowie ein sechseckiger, etwas modernerer Esstisch im Zentrum. Die zwei Stühle sind ebenfalls Pfirsichfarben. Gegen das Fenster hin hats noch Platz für einen Lehn- und einen Schaukelstuhl - älteren Jahrgangs zwar, aber durchaus bequem. Die Fensterfront (einfachverglasung, ai-ai-ai!) beinhaltet auch eine Tür (links) die raus auf eine kleine Terrasse führt. Im Regen ist diese allerdings nicht so interessant, da ungedeckt.

Gleich oberhalb der Fenster beginnt die Dachschräge. Auf einer kleinen Leiter erreicht man unter dieser Dachschräge den oberen Stock (vorne Galeriemässig offen). Hier hats Platz für einen Kleiderschrank, Pult und Bett.



Bilder vom Studio und der Stadt, sowie Ausflügen etc. werden hoffentlich später verfügbar sein. Ich weiss allerdings noch nicht wirklich, wie (im Blog selbst kann man sie nur verlinken, ich muss sie noch irgendwo hochladen können).

Voilà. Soviel zu den ersten Eindrücken. Details folgen.