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Zeus

Der verzweifelte Versuch, der Welt eine - meine - Sicht der Dinge aufzuzwingen.

7.10.04

Bern, des Eidgenossen Bundeshauptstadt

Bern, 1) zweitgrößter schweizerischer Kanton, 6684 km², 841 000 Ew. (1956, davon 15% Frz. Sprechende). Hat Anteil an d. 3 schweiz. Hauptlandschaften: a) Alpengebiet: Viehzucht (Simmental) mit Milchwirtschaft (Saanenland). Fremdenverkehr. Wasserkraftnutzung (Grimsel, Innertkirchen). b) Mittelland: Acker- u. Grasbau, am Bielersee Weinbau. Weberei (Emmental, Oberaargau). c) Jura: Alte Eisenind., Uhrenind., Pferdezucht (Freiberge). — 2) Bundeshptst. der Schweiz u. Hptst. von 1) beidseits der Aare, 156 000 Ew. (1956). Altstadt auf einer Molassehalbinsel, neuere Quartiere im W u. jenseits der Aare. Eisen-, Textil-, Schokolade-, Möbelind. usw. Univ. (1834), Landesbibl.; Bärengraben. — Bau- u. Kunstdenkmäler: Das Stadtbild beherrschen Bogenlauben, breite Straßen mit Tor- u. Uhrtürmen („Zeitglocken“) u. Renaissance-Brunnen. Gotisch das Rathaus (1406), spätgot. das Münster St. Vinzenz, begonnen 1421, Turm 1893 vollendet.

Geschichte (Kanton u. Stadt): Gründung durch Herzog Berchtold v. Zähringen 1191, wurde 1218 freie Reichsstadt, führte die burgund. Städteeidgenossenschaft, erwehrte sich 1339 des Adels (Schlacht b. Laupen), trat 1353 dem eidg. Bunde bei, eroberte den Aargau 1415, die Waadt 1536. Einführung der Reformation 1528 durch B. Haller u. N. Manuel u. ihre Förderung durch den Chronisten V. Anshelm. Im 17. Jh. Patriziat, geschlossene Familienherrschaft, dagegen Bauernkrieg 1653 u. Henziverschwörung 1749. Wohlgeordnete Staatsverwaltung. Einbruch der frz. Revolutionstruppen 1798 (Gefechte bei Neuenegg u. im Grauholz [„Seid einig!“ Anm. d. Red.]), Kapitulation der Stadt, Sturz des patriz. Regiments; Verlust der Waadt u. des Aargaus. Als Ausgleich durch den Wiener Kongress 1815 Angliederung des säkularisierten Fürstentums des Bischofs von Basel (Berner Jura). 1813–1831 Wiederherstellung vorrevolution. Zustände, hernach Verfassungskämpfe. Seit 1848 Sitz der Bundesregierung u. der eidg. Zentralgewalt.

Aus: NSB Universal-Lexikon, Band I, S. 182


Bern bildet.

Als ich diese Woche mal wieder tagsüber in Bern weilte, ist mir bewusst geworden, wie wichtig unsere niedliche und überschaubare Hauptstadt doch eigentlich ist; und wieviel Grösse und (internationale) Ausstrahlung diese Metropole typisch urschweizerischen Charakters eben doch besitzt.

Beispiel gefällig? [hervorgehobene Begriffe könnten Thema eines späteren Blogeintrages werden. Anm. d. Red.]

Unschwer erkennbar an der - für meinen Geschmack nach dem ersten Eindruck - zwar eher schäbig geratenen Schweizerflagge, die etwas verwaschen über dem Haupteingang des Bundeshauses zum neu-gestalteten Bundesplatz hin (auch Alexanderplatz) an einer Stange in der frischen Oktoberbrise flattert, findet derzeit in Bern wieder die Herbst-Session statt. Diensttag-Nachmittags um 14 Uhr ist deshalb der Bundesplatz nicht nur gefüllt mit begeisterten Stadtbernern und Ortsfremden, die sich gleichsam am immer wiederkehrenden Spiel der Wasserfontänen ergötzen, sondern es wimmelt förmlich auch von staatspolitisch interessierten und aktiven Bürgern. Diese stehen und gehen, zum Teil mit grossen Namensschildern versehen, vor dem Haupteingang unseres Parlamentes, in wichtige Gespräche in Gruppen oder am Mobiltelefon vertieft.

Der Duft der Demokratie liegt in der Luft!

Manch bekannter Kopf befindet sich darunter. Unschwer ist beispielsweise die schüttere und leicht vergilbte Haarpracht (?) von Nationalrat und SVP-rechts-aussen-Vertreter Ulrich Schlüer auszumachen. Oder internationalere und weltoffenere Persönlichkeiten wie Roger DeWeck.

Bern ist wichtig.

Etwas weiter unten, vor dem Haupteingang der Edelabsteige Bellevue, stehen grosse, schwere, schwarze Limousinen. CD 1 - 136? Welches exotische Land sich wohl mit dieser Flagge schmückt? (Hellbau, diagonal von einem Sternenband durchzogen). Daneben, nicht gerade unauffällig postiert, blau-uniformierte Beamten der Berner Stadtpolizei, um die Sicherheit der internationalen Gästeschar besorgt. "...I 20 Minutä? Ja isch guät, Merci Kürä - bis denn gäu!..."

Bern hat Grösse.

Den absoluten Knüller habe ich allerdings etwas zuvor auf der Bundesterrasse erlebt. Mit einem Stück Käsekuchen ("Zum Mitnäh oder zum Ässä?" - "Beides!") bewehrt liess ich mich unter einer der letzten noch freien Arkaden der Bundesterrasse gleich unter dem Hauptgebäude mit Sack und Pack nieder (Reisetaschen, gefüllt mit dreckigen Klamotten, und Rucksack mit Papierkram). Wie ich nach kurzer Zeit das edle Stück verspiesen, liess ich mich 5 Meter weiter vorne auf der Mauer nieder um, an meiner Flasche Eistee nippend, die Aussicht übers Marzili, das Kirchenfeldquartier, die Sulgenau und den dahinterliegenden Gurtenhang (das Haus hab' ich zwar einfach nicht finden können!) zu geniessen. Regelmässig blickte ich hinter mich unter die Laube, ob denn mit meinem Gepäck noch alles in Ordnung sei.

Nachdem ich gut 30 Minuten so auf der Mauer sitzend, suchend und staunend zugebracht hatte, drehte ich mich gerade wieder meinen Gepächstücken zu. Und siehe da, da machte sich gerade irgendwelcher "Abschaum" daran zu schaffen. Dummerweise trug ebendieser Abschaum blaue Uniformen und Woll-Pullover, Pfefferspray und Funkgerät [Bundeshausaufsicht, Anm. d. Red.]. Ich sah mich gezwungen, von meiner Mauer zu klettern und mich meiner Gepäckstücke wieder anzunehmen.

"Grüässäch mitenang. Das si mini. Merci!"
- "Jaaaa, beidi? Würkläch?"
"Ja, beidi!"
- "Aha. Wie lang siter de scho da?"
"E haub Stund?"
- "Ach so. Mir hei drum ä Mäudig becho, wägere herrelose Täschä."
"Es tuet mer ja leid, aber die Täschä da sie nid herrelos"
- "Ja i däm Fau, nüt für unguet, No ä schönä Tag".

Und damit zottelten die beiden Herren zur allgemeinen Belustigung des anwesenden Volkes wieder von dannen, zweifellos in der Absicht, die gemeldete herrenlose Tasche doch noch zu finden...

Bern machts.

Der Hammer kam dann 24h später in den Spätnachrichten (10vor10), und ist auch in der heutigen Tagespresse nachzulesen (z.B. Der Bund, 7.10.2004, S. 1 und 27). Vor dem Bundeshaus wurde ein "verdächtiger" 25L-Ghüdersack (nota bene korrekt mit gelber Ghüder-Marke versehen) als vermeintlicher Sprengsatz in einer komplizierten Aktion abgeschleppt und unschädlich gemacht. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass im Ghüdersack tatsächlich nur — Ghüder war. ("Wo Scheisse drauf steht ist auch Scheisse drin").

Ab diesen Vorfällen kommt mir jenes bekannte Stück von Mani Matter in den Sinn, das so trefflich von Staat und Staatsfeinden berichtet: „... Es länge zum's spränge s'paar Seck Dynamit ...“ [Das Bundeshaus, Anm. d. Red.]

2 Comments:

At 9:05 PM, Anonymous Anonym said...

Ä chlini Orientierigshiuf: wedä vor Bundesterrassä gägä Gurtä luägsch, gsehsch ä rächteggigi, ja fasch viäreggigi, Rasäflächi. Bi derä Rasäflächi geisch a rächt Rand - öppä ir Mitti (vo ungä u obä). Vo dert us luägsch gäg rächts u gsehsch äs beiges Huus (hinger blödä Birkä)... and there it is!!!

 
At 11:17 PM, Blogger Zeus said...

D'Charakterisierig "blödi" Birke identifiziert dr Autor vom Kommentar eidütig...

Dass DU die Site lisisch, erstuunt mi auerdings scho es bitz...

 

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